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Heute wäre Sebastian 38 Jahre alt geworden.

Ein persönlicher Nachruf auf den Buntewelt-Erfinder.


von Daniel Conrad, 9. März 2020


Viele von euch haben sich gewundert. Seit nun knapp einem Jahr war der eine stets freundliche und von euch allen so geschätzte Mensch nicht mehr am Buntewelt-Empfang. Ihr habt meinen Kollegen Sebastian Harmel vermisst, den Mitgründer und Erfinder der Buntewelt Spieleausstellung. Mit einer Engelsgeduld hatte er seit dem Start 2016 jedem Besucher die Spielzeuge und Spiele vermittelt. Er hat sich jedem Kind von ganzem Herzen zugewandt. Zehntausende Kinder haben sich immer wieder auf’s Neue gefreut, die Buntewelt zu besuchen. Sebastian hätte das vermutlich lange so weiter gemacht.


Doch Anfang Mai 2019 drängte Sebastian darauf, unser Unternehmen zu verlassen. Er war schwer erkrankt. Er wußte nicht, ob er die anstehenden Operationen übersteht. In seinem Entschluss klang etwas unvertraut existentielles durch. Das konnte ich nicht so richtig einordnen. Da ich Sebastian aber schon viele Jahre länger kannte, hat mich seine Art schnelle radikale Entscheidungen zu treffen letztlich nicht überrascht. Er war ohnehin einer der geradlinigsten Menschen, die ich je kannte. Und er war ein Kämpfer. Ich blieb wie immer optimistisch. Zeit zum Nachdenken gab es zudem keine einzige Minute. Der Sommer verging rasend schnell. Ich war voll mit dem Tagesgeschäft befasst. In unserer Arbeitsteilung “Gästebetreuung” und “alles außer Gästebetreuung” waren wir bisher unschlagbar gut. Nun hatte ich mich stärker den Besuchern direkt zu widmen. Im Herbst erreichte uns die frohe Nachricht. Sebastian wollte im Januar die Buntewelt besuchen, sobald er wieder auf den Beinen ist. Wir waren erleichtert.


Wenige Wochen später. Die Hoffnung, dass alles gut wird, hatte sich in das ganze Gegenteil verkehrt. Es war Montag, der 18. November 2019. Sebastians Frau stand bei mir am Empfang. Sie überbrachte die schockierende Nachricht. Sebastian war am Vortag verstorben. Seine Erkrankung hatte einen unheilbaren Verlauf genommen. Damit hatte niemand gerechnet.


Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich dieser Realität zu stellen. Es war kurz vor Weihnachten. Schweren Herzens hatte ich begonnen seine bisherigen Geschäftspartner und unsere gemeinsamen Freunde und Weggefährten der letzten Jahre soweit es mir möglich war zu informieren. Gemeinsam mit der Familie durften wir dann am 16. Dezember 2019 Sebastian in einer sehr schönen und würdevollen Trauerfeier beerdigen.


Ich denke oft an Sebastians Familie. Seine Frau verlor ihren Ehemann. Sein kleiner Sohn verlor den Vater. Seine Eltern haben ihren Sohn verloren und seine Schwester den großen Bruder. Sein Tod schmerzt zutiefst. Sebastian war ein liebenswerter, allseits geschätzter Mensch, ein Familienmensch und guter Freund.


Wohlwissend wie beliebt Sebastian bei unseren Besuchern war und wie sehr er von unseren regelmäßigen Gästen vermisst wurde, ich war innerlich nicht imstande die traurige Nachricht von Sebastians Tod zu überbringen.


Nun ist es aber so. Heute, am 9. März 2020, wäre Sebastian Harmel 38 Jahre alt geworden. Wir werden Sebastian für immer als loyalen Partner und herausragende Persönlichkeit in Erinnerung behalten. Er verbrachte ein kurzes aber intensives Leben mit uns. Wir haben viel gemeinsam erlebt, große Pläne geschmiedet und waghalsige Kampagnen durchgezogen. Wir sind oft gescheitert und meist nur mit viel Glück und tausend guten Freunden einen kleinen Schritt vorwärts gekommen. Es gäbe viele spannende Geschichten zu erzählen. Egal ob über seine abenteuerliche Zeit beim Bund, in Afghanistan. Oder im Anschluss über Sebastians Ambitionen, sich für seine Dresdner Mitmenschen politisch einzumischen. Sebastian war ein talentierter Friedensstifter und Interessenvermittler. Es war das unendliche Spiel, der verwobene Lauf der Weltgeschichte, was ihn faszinierte. Jenseits von Gut und Böse.


Sein Mut und seine Entdeckerfreude hat sehr viele Menschen inspiriert und angespornt. Sebastian war immer bereit ein Wagnis einzugehen. Er hat nie gezögert und hat sich unentwegt für seine gute Sache eingesetzt.


Was mir immer Vorbild bleiben wird ist sein freundliches Wesen und seine bedingungslose Hingabe. Seine menschliche Wärme berührte die Herzen so vieler Menschen.


Viele von euch haben die Buntewelt seit Jahren sehr oft besucht. Viele Kinder sind mit dem „großen Spieleladen wo man alles spielen darf“ aufgewachsen. Es gab Kinder und Jugendliche die uns immer wieder aufsuchten und nach Sebastian fragten.


Ich hoffe ihr seht es mir nach, dass ich erst jetzt von Sebastians Tod berichte. Ihr habt sicher eure ganz eigenen Geschichten mit Sebastian im Buntewelt Spielraum. Behaltet diese Erlebnisse in lebendiger Erinnerung.


Unterstützt seine Herzensangelegenheit weiter, als Familien mehr gemeinsam miteinander zu spielen. Egal wer die Buntewelt zum Spielen weiterführen oder eines Tages einmal ganz neu erfinden wird.


Jeder Zweifel im Leben ist genauso gut wie jede Hoffnung, solange wir weiter daran arbeiten die Welt radikal besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.

Bild Sebastian vom Dresdner Künstler-Duo EatMyBricks

Bild: Sebastian vom Dresdner Künstler-Duo EatMyBricks

Nachruf am 9. März 2020 verfasst durch Daniel Conrad

Mitgründer Buntewelt Spieleausstellung und

geschäftsführender Gesellschafter Inkubator K52 GmbH

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